Saudi Arabien, Oman, Irak, Kasachstan und viele mehr. Valeria und Lukas sind seit 23 Monaten auf ihrem open end Roadtrip Richtung Osten unterwegs. Als "The Travely" teilen sie ihr Abenteuer mit tausenden Mitreisenden. Wir haben mit ihnen über das Leben auf Reisen und ihre Erfahrungen gesprochen.
Die Einleitung hat's schon verraten, aber nochmal - wer seid ihr und was steckt hinter the Travely?
Wir sind Valeria und Lukas aus Südtirol. Zusammen mit unserem kleinen Offroad-Camper "Moose" reisen wir um die Welt. Mittlerweile sind wir seit knapp 2 Jahren am Stück unterwegs und lieben es auf unserem Blog, Instagram und Youtube Kanal von unseren Reisen und von all den schönen Orten - die auch mal gerne etwas abseits der ausgetretenen Pfade sind - zu berichten. Nach einigen Wintermonaten auf der Arabischen Halbinsel, sind wir momentan in den Bergen Zentralasiens unterwegs.
Wann habt ihr mit dem Reisen begonnen und was hat euch damals dazu bewegt?
Wir waren schon immer sehr reisebegeistert. Wir waren früher oft mit dem Rucksack in Südostasien unterwegs. 2017 haben wir dann unsere Jobs gekündigt und sind zu einer 10-monatigen Weltreise aufgebrochen. Das war sozusagen der Startschuss ins Vanlife für uns. Wir sind damals mit gemieteten, ausgebauten Vans durch Patagonien, Nordamerika, Australien und Neuseeland gereist. Zurückblickend war es eine unserer schönsten Reisen.
Wir haben damals gemerkt wie schön es ist, ein Land mit dem eigenen Fahrzeug zu erkunden. Man erlebt sehr viele Alltagssituationen der Menschen vor Ort mit und kommt an Orte abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Wieder zurück in Europa wussten wir, dass wir eine neue große Leidenschaft für uns entdeckt hatten: das Reisen im Camper.
Wie viele Länder habt ihr seitdem besucht?
Seit der Weltreise damals waren es um die 25 Länder, die wir mit unserem Camper bereist haben. (Insgesamt stehen wir bei 62 besuchten Ländern.)
Wie sieht euer Alltag auf Reisen in der Regel aus?
Einen echten Alltag gibt es nicht wirklich, da jeder Tag anders ist - man wacht an einem neuen Ort auf, man unternimmt etwas Neues...
Morgens starten wir meist recht gemütlich in den Tag, frühstücken, besprechen die Pläne für den Tag, räumen auf und arbeiten meistens ein wenig am Laptop. Am späten Vormittag verlassen wir dann meist den Campspot und fahren ein Stückchen weiter, machen Sightseeing oder unternehmen eine kleine Offroadtour.
Am Nachmittag suchen wir uns dann einen neuen Campspot. Dann wird meistens noch etwas am Laptop gearbeitet und Abendessen gekocht. Oft lassen wir den Tag dann mit einem Film/Serie ausklingen.
Unsere Rollen haben sich in den letzten Jahren dabei gut verteilt: Lukas kümmert sich um alles was mit dem Fahrzeug zu tun hat; ich, Valeria, kümmere mich um den "Haushalt".
Ihr seid momentan mit eurem Offroad-Camper "Moose" unterwegs - ein Toyota Hilux mit Wohnkabine - warum habt ihr euch für diese Art von Reisemobil entschieden?
Während unserer Weltreise 2017 haben wir gemerkt, wie gerne wir in abgelegenen Gebieten unterwegs sind. Wir wollten etwas Kleines, Wendiges. Ein Fahrzeug mit möglichst wenig Elektronik; eines, dem auch schlechter Diesel nichts ausmacht (unser Hilux ist von 1990). Anfangs waren wir noch mit Dachzelt unterwegs. Doch wir haben schnell gemerkt, dass wir ein bisschen mehr Komfort brauchen.
Also haben wir uns nach kleinen Wohnkabinen umgesehen und hatten Riesenglück eine günstige, gebrauchte Kabine in unserer Nähe zu finden. Für uns ist es die perfekte Kombination aus Offroad und Komfort.
An welchen Orten war es für euch am schönsten, wo müsst ihr unbedingt nochmal hin?
Saudi Arabien und der Oman haben uns umgehauen - nicht nur landschaftlich, sondern vor allem auch wegen der unbeschreiblichen Gastfreundschaft der Menschen dort. Auch die USA (vor allem die Nationalparks) hat uns damals sehr, sehr gut gefallen.
Aber ein Land hat unser Herz für immer erobert: Griechenland. Die letzten Jahre über waren wir immer mal wieder mit dem Camper dort. Jedes Mal fühlt es sich für uns ein bisschen wie "nach Hause kommen" an. Griechenland bedeutet für uns Leichtigkeit, Unbeschwertheit.
Was meint ihr war bis jetzt eure beste, und was eure schlimmste Erfahrung?
Über die letzten Jahre gab es sehr, sehr viele tolle Momente. Als wir damals zum ersten Mal die Heißluftballone in Kappadokien gesehen haben, das war wirklich unvergesslich. Damals ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen.
Schlimme Momente gab es zum Glück nur sehr wenige. In Tadschikistan steckten wir in einer sehr abgelegenen Region des Pamir Highways einmal für 2 Tage in einem Schlammloch fest. Das war auf über 4.200m. All unsere Versuche das Fahrzeug zu bergen, scheiterten kläglich.
Am zweiten Tag waren wir körperlich so am Ende, dass wir die Schaufel nicht mehr halten konnten. Auch leichte Höhenkrankheits-Symptome traten auf. Am Ende des zweiten Tages kamen zum Glück zufällig vier einheimische Hirten vorbei, die uns halfen das Fahrzeug zu bergen. Ohne deren Hilfe hätte die Situation echt unschön ausgehen können.
Wie finanziert ihr eure Reisen?
Den Großteil unserer Reisen finanzieren wir durch unser Erspartes. Wir haben viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet - oft auch in Saisonsstelle und haben an der Arbeitsstelle gewohnt. Wir hatten also praktisch null Ausgaben während dieser Zeit und konnten so unser Reisebudget aufstocken.
Zudem haben wir uns mit dem Verkauf unserer eigener Reiseführer ein kleines Business aufgebaut, das wir auch von unterwegs betreiben können. Das bringt uns zwar nur ein Taschengeld ein, aber jedes verkaufte Buch verlängert unsere Reise ein kleines bisschen.
Was gefällt euch am Unterwegssein gut, und was eher weniger?
Jeden Tag etwas Neues zu erleben, tolle Strecken zu fahren, nette Menschen zu treffen, draußen zu sein und unterwegs in den verschiedensten Landschaften - in den Bergen, am Strand, in der Wüste...
Auf richtig stressige, chaotische Grenzübergänge, die auch mal gerne 5-6 Stunden dauern, wie zB. an den irakischen Grenzen, könnten wir jedoch gerne verzichten.
Welcher war der schönste Platz an dem ihr bis jetzt übernachtet habt?
Die griechische Insel Lefkada hat einen ganz besonderen Platz in unseren Herzen. An der Westküste der Insel gibt es einen Stellplatz, der nur über eine abgelegene, kleine Schotterpiste zugänglich ist. Der Campspot liegt direkt an einem einsamen Strand mit glasklarem Wasser und den schönsten Sonnenuntergängen - einer unserer absoluten Lieblingsplätze!
In welchem Land gibts das beste Essen?
Kulinarisch ist ganz klar die Türkei unser Lieblingsland. In kaum einem anderen Land haben wir es so genossen Essen zu gehen. Wir lieben türkische Linsensuppe, Pide und Gözleme und die Bauernmärkte mit dem besten Obst- und Gemüseangebot überhaupt.
Zur Zeit seid ihr auf einen open end Roadtrip Richtung Osten - Richtung Mongolei unterwegs. Wie sehen eure Pläne nach diesem Roadtrip aus? Und wird es einen Reiseführer über eure Reise nach Zentralasien geben?
Wir träumen von der Panamericana - also Süd- und Nordamerika mit unserem eigenen Fahrzeug zu bereisen. Aber für diesen Traum müssen wir noch etwas sparen.
Ja, wahrscheinlich wird es auch einen Reiseführer für Zentralasien geben. Die Region ist so wunderschön und es gibt sehr viel zu entdecken.
3 Dinge, die eurer Meinung nach auf Reisen nicht fehlen dürfen?
- ein guter Wasserfilter (eingebaut oder mobil) - dann ist man nicht darauf angewiesen Trinkwasser in Plastikflaschen zu kaufen.
- eine "Zweitlösung" für's Wasserauffüllen - nicht an allen Wasserstellen gibt es Schlauchanschlüsse. Manchmal ist es sehr hilfreich, wenn man zB. einen kleinen Kanister und einen Trichter oder einen Wasserdieb als Zusatz mit dabei hat.
- Übersetzungs-App - super hilfreich, vor allem wenn es eine offline und Kamera-Funktion gibt! Damit kann man zB. im Supermarkt Packungen/Etiketten abfotografieren und die Wörter darauf werden einem automatisch übersetzt.
Welche Tipps würdet ihr anderen für weite Reisen mitgeben?
Vor allem in sehr abgelegenen Gebieten haben wir gemerkt, wie wichtig es ist, möglichst unabhängig zu sein.
In manchen Regionen der Welt gibt es keine Campingplätze und auch sonst ist die Infrastruktur oftmals nur sehr spärlich. Dann ist es umso wichtiger, dass man ein gutes Camping-Setup hat mit Solarzellen und einer guten Batterie, ausreichend Wasser (und evtl. einem gut funktionierenden Wasserfiltersystem), einer Standheizung, die auch in großen Höhen funktioniert und einem Kocher, den man einfach und überall auffüllen kann (zB. Benzinkocher). Auch eine gute Offline-Navigation ist goldwert.
Und immer die Jahreszeiten im Blick haben und die Reise den gewünschten Saisonen nach ausrichten. Für einen ausgedehnten Wanderurlaub in Zentralasien oder dem Kaukasus eignen sich zB. nur die kurzen Sommermonate. Im Rest des Jahres sind viele Bergregionen unzugänglich - auch für einen Geländewagen. Das sollte man bei der Planung immer im Hinterkopf behalten.
Bilder: © the_travely
Hier findet ihr die bildgewaltigen Reiseführer von Valeria und Lukas:
Türkei Overland - mit dem Reisemobil durch die Türkei
Der Griechenland Roadtrip - für Abenteurer
Georgien & Armenien - für Overlander